Kirchentalente

Vorreiter für alternative Leitungsformen

Pfarrer Marius Mirt und Pastoralreferent Benedikt Stelthove werden künftig gemeinsam die Pfarrei Heilige Edith Stein in Marl leiten. Das neue Modell mit bekannten Gesichtern stellte zunächst Matthias Mamot, Personaldezernent des Bistums Münster, dem Seelsorgeteam und anschließend den Gremien am Donnerstag, 23. Februar, vor. Er erläuterte grundsätzliches zum Leitungsverständnis des Bistums Münster in der gemeinsam getragenen Verantwortung der Pastoral. „Leitung sollte nie allein, sondern im Team stattfinden und freiwillig Engagierte beteiligen. Sie sollte zu der Situation und den Menschen vor Ort passen sowie zeitlich befristet sein“, sagte Mamot. Mirt und Stelthove erklärten im Anschluss, wie dies konkret für die Pfarrei Heilige Edith Stein aussehen könnte und beantworteten die Fragen der Teilnehmenden. „Wir haben sehr positive Rückmeldungen erhalten. Sie können sich auf das neue Leitungsmodell gut einlassen und haben ihre Mitarbeit zugesagt“, berichtete Mirt nach den Gesprächen. Die versammelten Mitglieder des Kirchenvorstandes und Pfarreirats hätten ihre Unterstützung durch ein einstimmig zustimmendes Votum zum Ausdruck gebracht.

Pastoralreferent Benedikt Stelthove und Pfarrer Marius Mirt

Pastoralreferent Benedikt Stelthove (links) und Pfarrer Marius Mirt werden künftig die Pfarrei Heilige Edith Stein in Marl gemeinsam leiten. © Bistum Münster

Mit dem Wechsel von Pfarrer Heiner Innig vor 14 Monaten nach Kevelaer, hatte Mirt die Pfarrverwaltung der 18.000 Mitglieder zählenden Kirchengemeinde mit ihren sieben Kirchen übernommen. Der gebürtige Rumäne ist seit fast neun Jahren und Stelthove seit sechs Jahren in der Pfarrei tätig. Das Bistum Münster hatte sich an die beiden Seelsorger gewandt und mit ihnen über mögliche gemeinsame Leitungsformen gesprochen. „Im Vorfeld unserer Entscheidung gab es einen gemeinsamen längeren Klärungsprozess. Wir haben uns intensiv und ernsthaft mit dem Thema beschäftigt“, berichtet Stelthove und fügt hinzu: „Wir beginnen mit dem neuen Modell nicht bei null. So haben wir uns bereits die Leitungsaufgaben beim Kirchenvorstand und Pfarreirat geteilt.“ Vieles spreche für die gemeinsame Leitung. „Es ist ein großer Vorteil, dass wir alle Strukturen gut kennen und in der Pfarrei verankert sind. Wir müssen uns nicht erst umschauen und hören. Und auch die Gemeindemitglieder kennen unsere Stärken – wir sind beide sehr zuverlässig und gut strukturiert – und natürlich auch die Schwächen“, fügt Mirt hinzu.

Sie hätten gemeinsam überlegt, wie Leitung gut funktioniert, wie sie geteilt und auf verschiedene Schultern verteilt werden könne. „Dafür haben wir keine endgültigen Antworten. Das wird eine gemeinsame Aufgabe sein, für die wir die Ehrenamtlichen sensibilisieren und mit ins Boot holen möchten“, erläutert Stelthove. Eine gut funktionierende Pfarrei sei ohne freiwilliges Engagement nicht mehr vorstellbar. Dabei setzt das neue Leitungsteam auf Verlässlichkeit und „Beinfreiheit“. Der 36-Jährige nennt ein Beispiel: „Das funktioniert wunderbar bei unseren Ferienfreizeiten. Die Aktiven arbeiten sehr selbstständig und melden sich, wenn sie Unterstützung brauchen oder Fragen haben. Sie stehen auf eigenen Füßen.“ Aber auch im Verwaltungsbereich gebe es eine Form der Leitung, an der sich Ehrenamtliche beteiligen. „Wir beschäftigen rund 150 Mitarbeitende. Dafür sind der Verwaltungsreferent und unser Personalausschuss zuständig“, nennt Mirt einen weiteren Aspekt. Ihm sei es insgesamt ein Anliegen, dass die Seelsorge nicht zu kurz kommt. 

Die Kirche müsse neue Wege gehen. „Wir müssen uns von dem alten Bild eines Pfarrers verabschieden, der überall ist“, ist der 48-Jährige überzeugt. Und Stelthove ergänzt: „Vielleicht sind wir mit unserem Modell auch Vorreiter für alternative Leitungsformen im Bistum Münster. Wir wollen es auf jeden Fall ausprobieren.“ Und das nicht mit angezogener Handbremse, sondern ernsthaft, verlässlich und transparent. 

Das neue Modell sei zunächst als Projekt auf fünf Jahre angelegt. „Aber es gibt auch die Option der Verlängerung. Es ist ein Weg, den wir gemeinsam gehen müssen und auf dem uns die Partizipation wichtig ist“, betont Mirt.

So gut sich die beiden Seelsorger verstehen, in einem Punkt haben sie dann doch unterschiedliche Prioritäten. „Ich spiele gern Fußball und Tennis. Das ist für mich ein wunderbarer Ausgleich zu meiner Arbeit“, berichtet Mirt. „Ich bin nicht so sportlich. Dafür bin ich aber gern mit dem Fahrrad unterwegs“, sagt Stelthove. „Und das ist etwas, was ich ungern mache“, gibt Mirt lachend zu.