"Sie sind als Leitungsteam dazu aufgerufen, Ihre Schwestern und Brüder darin zu stärken, ihre Berufung zu erkennen und dem Leben und Glauben in der Pfarrei zu dienen“, sagte der Weihbischof während der Beauftragung, bevor er dem Team auch im Namen von Bischof Genn gratulierte und jedem Mitglied eine gesegnete Kerze überreichte, verziert mit dem Bild eines Weges. Ein passendes Bild, wie die Pastoralreferentin Christel Winkels erklärt, die als Leiterin des Seelsorgeteams der Pfarrei dem Leitungsteam angehört: „Auf dem Weg kann man sehen, was wir mit Hilfe der Projektgruppe Strategie, die das Statut entwickelt hat, schon geschafft haben. Der Blick nach vorne, bis zur nächsten Kreuzung, schafft aber auch das Bewusstsein, was noch vor uns liegt.“
Mit auf diesem Weg sein wird Brigitte van Appeldorn aus Düffelward, seit mehr als 20 Jahren ist die inzwischen 71-jährige Rentnerin im Pfarreirat aktiv und wurde nun aus diesem Gremium ins Leitungsteam gewählt. „Das war schon eine Überraschung“, gibt sie zu. Dennoch hat sie ein klares Ziel: „Ich möchte, dass wir gemeinsam erreichen, dass Gemeinde und Kirche lebendig bleiben. Ehrenamtliche Gemeindemitglieder haben dabei nicht nur in der Leitung, sondern auch in den Gemeindeausschüssen eine wichtige Funktion und wissen, was vor Ort gewünscht wird.“ Es gebe immer weniger hauptamtliche Seelsorger, „da sind wir als Gemeindemitglieder gefragt“, betont sie, „ich bin froh, dass es hier eine gute Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen gibt“.
Ebenfalls aus dem Pfarreirat ins Leitungsteam gewählt wurde Reiner Rosenberg (64). Derzeit noch als Pastoralreferent in der Gefängnisseelsorge aktiv, geht der Brienener in wenigen Wochen in den Ruhestand. „Es ist wichtig, die Aufgaben in einer Pfarrei auf viele Schultern zu verteilen und die Potenziale, die es in den Gemeinden gibt, auszuschöpfen“, ist er sich sicher. Ein Leitungsteam wie in St. Willibrord sei daher „längst überfällig und muss ausprobiert werden“, betont Rosenberg.
Aus Rindern stammt die 67-jährige Monika Baumanns, die seit den Wahlen im November erstmals im Kirchenvorstand sitzt und aus diesem ins Leitungsteam gewählt worden ist. Für sie sei es, sagt die Rentnerin, „eine Möglichkeit, neue Wege zu gehen und neue Einblicke in die Pfarrei zu bekommen“. Sie freut sich, Teil des Leitungsteams zu sein und verweist auf viele Frauenvereinigungen innerhalb der Kirche: „Dort wird schon länger daran gearbeitet, dass wir Frauen mehr Mitspracherechte bekommen“, erinnert sie. Sonja Unkrig (53) aus Warbeyen, die die Ehrenamtler im Leitungsteam komplettiert, sieht die Möglichkeit zu zeigen, „dass die Kirche offen ist und mit den Menschen zusammenarbeiten möchte“. Wie auch alle anderen Leitungsteam-Mitglieder lobt sie die Arbeit der Strategiegruppe, die das Leitungsmodell für St. Willibrord erarbeitet hat.
Zu den Seelsorgern des Teams gehört Diakon Klaus Venhofen, der früher bei der Sparkasse gearbeitet hat und seit zwei Jahren pensioniert ist. Er macht deutlich: „Alle Getauften und Gefirmten sind zum allgemeinen Priestertum berufen, deshalb haben wir alle eine Aufgabe in der Kirche. Ich freue mich, dass der Bischof die Beauftragung eines Leitungsteams bei uns möglich gemacht hat. Wir wollen der Kirche vor Ort ein positives Gesicht geben.“ Ein Vorsatz, den alle Mitglieder mittragen, wenngleich sie klarstellen, dass sie zwar aus unterschiedlichen Dörfern und Gemeinden kommen, aber die Leitungsaufgaben für die gesamte Pfarrei wahrnehmen.
Pfarrer Peters, der dem Team von nun an moderierend zur Seite steht, sagt deutlich, dass die jetzige Lösung auch für ihn eine echte Entlastung sei. „Die Pfarrei ist mit ihren elf Dörfern und sieben Standorten sehr vielfältig. Wenn es nur einen Leiter gibt, kann das zur Überforderung führen und es ist kaum möglich, für alle gleich da sein zu können. Das Leitungsteam spiegelt letztlich die Realität wieder. Es ist ein vielfältiges Team aus einer Vielfalt an Gemeinden.“ Zudem betont er die hohe Bedeutung der Beauftragung innerhalb eines Gottesdienstes: „Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass es nicht nur um einen reinen Verwaltungsakt geht. Es ist eine Anerkennung dessen, dass das, was die einzelnen Mitglieder können, in den Dienst genommen und der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt wird. Die Kirche erkennt die Fähigkeiten der Gemeindemitglieder an, ihnen wird Gottes Segen für ihre Tätigkeit zugesprochen.“
In seiner Predigt, in der es angelehnt an das Evangelium um die Hochzeit zu Kana um den Begriff „Wandlung“ ging, betonte Weihbischof Lohmann: „Es ist heute erfreulich, dass sich viele hier in der Gemeinde St. Willibrord aufgemacht haben, das Wort von der ,Wandlung‘ ernst zu nehmen und umzusetzen und nicht zu sagen, wir lassen alles beim Alten. Vom Geist erfüllte Menschen, Haupt- und Ehrenamtliche, haben sich aufgemacht, für eine ,Wandlung‘ einzustehen, und deutlich zu machen, dass es auch anders geht und sie dazu bereit sind. Für mich ist das eine Freude heute, dass Sie das als Seelsorgeteam, als Gremienvertreter, als Steuerungsgruppe auf den Weg gebracht haben, für ein anderes, neues Leitungsmodell innerhalb der Kirche zu sorgen und damit Verantwortung innerhalb der Kirche, innerhalb dieser Gemeinde, innerhalb unseres Bistums Sorge zu tragen und damit voranzugehen.“
Er wisse, sagte Lohmann, dass dieser Weg nicht immer leicht war, „aber wenn heute die bischöfliche Beauftragung geschieht, ist das ein Zeichen des Wirkens des Geistes Gottes“. Das „Modell der gemeinsamen Leitungsverantwortung Haupt- und Ehrenamtlicher“ sei „ein wichtiges Zeichen für unsere Kirche“, erklärte der Weihbischof und bedankte sich bei allen, die daran mitgewirkt haben: Heute ein Tag des Aufbruchs und der Freude, nicht nur hier in St. Willibrord, sondern bei uns am Niederrhein, in unserem Bistum Münster.“
Christian Breuer