Kirchentalente

Pfarrei St. Willibrord Kleve wird künftig im Team geleitet

Die Pfarrei St. Willibrord Kleve geht neue Wege: In der Pfarrei gibt es künftig ein Leitungsteam, das aus haupt- und ehrenamtlichen Mitgliedern besteht. Bischof Dr. Felix Genn hat das entsprechende Statut – das erstmals im Bistum Münster eine solche Leitungsform für eine Pfarrei festlegt – jetzt mit seiner Unterschrift genehmigt.

Gruppenbild (von links): Pastor Theodor Prießen, Gereon Evers, Friederike Bude, Pfarrer Dr. Philip Peters, Bischof Dr. Felix Genn, Pastoralreferentin Christel Winkels, Markus Toppmöller, Weihbischof Rolf Lohmann und Bernd van Koeverden.

Pastor Theodor Prießen, Gereon Evers, Friederike Bude, Pfarrer Dr. Philip Peters, Bischof Dr. Felix Genn, Pastoralreferentin Christel Winkels, Markus Toppmöller, Weihbischof Rolf Lohmann und Bernd van Koeverden (von links) waren zur Unterzeichnung der neuen Leitungsstruktur zur Wasserburg Rindern gekommen.

Das 15-seitige „Statut für das Leitungssystem in St. Willibrord Kleve“ regelt, auf wessen Schultern die Leitung der Pfarrei künftig verteilt wird. Grundlage für die neue Leitungsform ist eine Bestimmung des Kirchenrechts, die es dem Bischof wegen Priestermangels ermöglicht, die Wahrnehmung von Leitungsaufgaben in einer Pfarrei an Einzelpersonen oder eine Gemeinschaft von Personen zu übertragen, die nicht Priester sind. Gleichzeitig muss der Bischof dann einen „moderierenden Priester“ bestimmen.  

Insgesamt gibt es nun vier Leitungsebenen in St. Willibrord Kleve. Eine entscheidende Stellung hat das Leitungsteam inne. Es besteht aus jeweils zwei Mitgliedern des Kirchenvorstands, des Pfarreirates und des Seelsorgeteams. Mitglied ist zudem ein moderierender Priester, der dem Kirchenrecht entsprechend die Stellung des Letztverantwortlichen für die Seelsorge in der Pfarrei einnimmt. Er lebt außerhalb der Pfarrei und wird vom Bischof bestellt – im Falle von St. Willibrord Kleve ist das Pfarrer Dr. Philip Peters aus der Pfarrei Heilige Familie in Materborn und Reichswalde. Das Leitungsteam koordiniert sämtliche in der Pfarrei anfallenden Aufgaben und Entscheidungen. 

Weiterhin wird es den Kirchenvorstand und den Pfarreirat mit ihren jeweiligen Zuständigkeiten geben – beide Gremien werden am 6. und 7. November neu gewählt. Bestehen bleiben werden zudem die Gemeindeausschüsse, die lokale Verantwortung übernehmen und das Bindeglied zwischen den Pfarreimitgliedern und den Leitungsstellen bilden.

Die Leitung des Seelsorgeteams hat Bischof Genn der Pastoralreferentin Christel Winkels übertragen. Neben ihr gehören zu den Seelsorgerinnen und Seelsorgern der Pfarrei die Pastöre Theo Prießen, Binu John, der emeritierte Pastor Dr. Joseph Kallunkamakal und Kaplan Christoph Hendrix, die Pastoralreferentin Petra Kerkenhoff sowie die Diakone Dr. Johannes Gimnich, Frank Wietharn und Klaus Venhofen.

Weihbischof Rolf Lohmann erläutert den Hintergrund für die neue Leitungsform: „Es ist kein Geheimnis, dass wir auch hier am Niederrhein unter einem Priestermangel leiden. Umso mehr befürworte ich es, die Leitung der Pfarrei auf viele Schultern zu verteilen und Frauen wie Männer, geweihte wie nicht geweihte Menschen auf Augenhöhe an Leitungsaufgaben zu beteiligen. Wir müssen weg – auch im Blick auf die Wahrnehmung von Leitung und Verantwortung – und das auch nicht nur aus Not heraus von einer priester- und männerzentrierten Kirche. Das wird dem Evangelium nicht gerecht. Ich freue mich, dass wir in St. Willibrord engagierte Frauen und Männer gefunden haben, die sich diese Aufgabe zutrauen. Davon kann eine Signalwirkung für andere Pfarreien ausgehen, in denen die Leitung ebenfalls an ein Team übertragen werden soll.“

Dass es eine neue Form der Leitung geben wird, hatten viele Katholikinnen und Katholiken in der Pfarrei St. Willibrord Kleve schon vermutet. Nach dem Wechsel von Pastor Stefan Notz nach Xanten wurde früh klar, dass wohl kein neuer Leitender Pfarrer mehr kommen würde. „In einem Gespräch mit Weihbischof Lohmann wurde das zur Gewissheit“, erinnert sich Gereon Evers, Vorsitzender des Pfarreirates.

„Daran haben wir schon deutlich Kritik geäußert“, berichtet er weiter, „aber wir haben dennoch intensiv überlegt, wie es ohne einen vor Ort lebenden Leitenden Pfarrer weitergehen kann und konstruktiv an einer Lösung gearbeitet.“ Dazu wurde eine Strategiegruppe gebildet, zu der neben Mitgliedern aus Pfarreirat und Kirchenvorstand auch die hauptamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger gehören. „Unser Leitgedanke war, dass das, was wir erarbeiten, gut sein muss für die Menschen in unserer Pfarrei“, erklärt Evers. Auch wenn kein Leitender Pfarrer vor Ort wohne müsse sichergestellt sein, dass die gelebte Nächstenliebe, die Verkündung der Frohen Botschaft und die Feier des Gottesdienstes fester Bestandteil des Gemeindelebens bleiben.

Selbstverständlich, ergänzt Evers, habe man sich an geltendes Kirchenrecht gehalten und habe in den vergangenen Monaten Unterstützung von verschiedenen Expertinnen und Experten des Bistums erhalten. Hilfreich sei auch gewesen, dass Markus Toppmöller, Mitglied des Pfarreirates und Direktor der Wasserburg Rindern, derzeit seine Doktorarbeit zu neuen Leitungsformen im Bistum Osnabrück schreibt, „er hat uns viele nützliche Hinweise und Gedanken mit auf den Weg gegeben“, sagt Evers.

Froh ist Pastoralreferentin Christel Winkels, wie schnell und effektiv die neue Leitungsform gefunden wurde, trotz aller Schwierigkeiten, die die Pandemie-Beschränkungen mit sich gebracht haben. „Vor einigen Wochen hat sich Bischof Genn mit der Strategiegruppe getroffen und unseren Text gewürdigt. Er hat der Gruppe für die Arbeit gedankt und uns eine große Wertschätzung entgegen gebracht“, berichtet sie.

Toppmöller ist überzeugt, dass die neue Struktur „für eine Haltung steht, die wir in unserer Pfarrei schon lange leben. Nun gießen wir das, was wir schon machen, in eine Form. Wichtig ist, dass wir darin nicht verharren, sondern es weiterhin mit Leben füllen.“ Peters, bislang Pfarrverwalter, erklärt: „Ich bin dankbar dafür, dass für St. Willibrord Kleve diese Form der Leitung gefunden wurde, auch für mich ist es eine Entlastung, dass es nun diese Strukturen gibt, durch die die Verantwortung für das Pfarreileben auf viele Schultern verteilt wird.“

Am vergangenen Wochenende wurden die Pfarreimitglieder in den Gottesdiensten über die Unterschrift des Bischofs unter das Statut informiert. In Kraft treten wird es nach der Wahl der Pfarreiräte und Kirchenvorstände am Wochenende des 6. und 7. November. „Dieses Datum wollten wir abwarten, weil es für die Gremien eine Zäsur bedeutet. Die beiden Gremien bestimmen dann mit den neu gewählten Mitgliedern jeweils ihre Vertreter für das Leitungsteam“, sagt Evers.